1.000 km mit dem e-Roller

Am 30. August war es soweit – die ersten 1.000 Kilometer mit meinem Unu-Elektroroller waren zurückgelegt. Warum ich keinen Roller mit Verbrennungsmotor mehr fahren möchte, was mir gefallen hat (…und was nicht so sehr…), das erzähle ich euch hier:

Der Unu – mittlerweile durch ein neueres Modell ersetzt, aber unter dem Namen „Unu Classic“ noch im Programm – begleitet mich nun ziemlich genau ein halbes Jahr. Als „Dienstfahrzeug“ ersetzt er meinen alten Roller, eine Peugeot Speedfight, und da ich den Unu blind aus dem Netz bestellt hatte, war ich sehr gespannt.

Die Konfiguration erfolgte online auf der Webseite des Herstellers. Farbe, Sitzbank, Ausstattung – alles war schnell zusammengeklickt, mit 3 kW habe ich mich für die stärkste Ausführung entschieden, und trotz des schmerzhaften Aufpreises habe ich direkt einen zweiten Akku dazubestellt, der die Reichweite des vollgeladenen Rollers auf irgendetwas zwischen 80-100 Kilometern erweitert.

Nach einigen Wochen Wartezeit wurde der Unu per Spedition geliefert, und nachdem die Spiegel montiert und die Akkus frisch geladen waren, konnte es schnell an die erste Probefahrt gehen. Erster Eindruck: Uups, das Ding ist ziemlich klein. Und leicht. Mit meinen 1,94 m wirkt das Gespann Michi-Unu manchmal schon ein wenig ulkig, aber ich kann beruhigen: Ich sitze eigentlich sehr entspannt, und an die notwendigen Beinverrenkungen beim Kurvenfahren gewöhnt man sich 🙂 Viel interessanter ist das geringe Gewicht – inklusive beider Akkus wiegt das Röllerchen nicht einmal 70 kg (!), gegenüber dem (deutlich größeren) Speedfight sind das gute 60 kg weniger – oder noch deutlicher: Gerade mal knapp die Hälfte meines alten Benziners.

Das macht sich schnell bemerkbar. Beim Fahren – im Anzug erinnert der Roller wirklich an ein Auto-Scooter – und vor allem beim Rangieren, der Unu geht ordentlich ab und lässt sich spielerisch bewegen, was zum Beispiel das in-die-Garage-stellen wunderbar einfach macht. Der Roller steht ein bisschen schräg? Kein Problem, kurz am Heckträger anheben reicht.

Die Sitzbank ist… schlicht. Als Zweisitzer mag ich mir den Unu nun wirklich nicht vorstellen – gut, bei 150 kg maximaler Zuladung passt zu mir auch nur ein wirklich leichter Mensch… aber auch bei deutlich schlanker gebauten Personen kann ich mir kaum vorstellen, dass eine gemeinsame Fahrt über mehr als vielleicht einen Kilometer auch nur den Hauch von Spaß bringt. Aber da ich den Roller eh nur alleine nutze, ist das nicht mein Problem – und wenn man es beim Einsitzer belässt, ist das dann auch mit meiner Größe und meinem Gewicht kein Thema mehr. Die Nachrüstung eines mittelgroßen Topcase im Frühjahr hat dann auch allen theoretischen Gedanken daran, eine zweite Person mitzunehmen, endgültig den Garaus gemacht 😉

Wie fährt sich so ein Ding denn nun? Das ist schnell erzählt: Anders als ein Verbrenner, und das ist überwiegend positiv. Mit seinen 3.000 Watt ist das kleine Ding für die hiesigen Verhältnisse ausreichend motorisiert, der Anzug beim Start ist geradezu fulminant. Ein Dreh am Handgriff, und das Röllerchen brummt verzögerungsfrei los, keine Variomatic-Gedenksekunde, kein erst-auf-Touren-kommen-müssen, es ist wie beim Autoscooter. Bis auf etwa 30 km/h geht der Unu wirklich gut los, an einer Ampel lasse ich in der Regel sechs von zehn Autos stehen. Nach oben hin wird es etwas zäher, die Höchstgeschwindigkeit ist dank digitaler Technik tatsächlich bei Tachoanzeige 50 km/h begrenzt, und bergauf fehlt so etwas wie „Drehmoment“ – keine Frage, obenrum war die Speedfight klar überlegen. Im Stadtverkehr schwimme ich in der Regel gut mit, aber so manches mal würde ich mich sicherer fühlen, wenn ich etwa auf 55-60 km/h beschleunigen könnte, weil ich doch des öfteren von Autofahrern ein wenig bedrängt werde. Alles in allem aber macht der Kleine meistens Spaß!

Hinsichtlich der Qualität bin ich bislang ein wenig zwiegespalten. Die Verarbeitung wirkt wertig, Rahmen und Verkleidung sind absolut in Ordnung, Lenkung, Bremsen und Dämpfer sind bisher tadellos und kommen auch mit meinem Gewicht problemlos zurecht. Allerdings stand der Unu auch schon dreimal in der Werkstatt (den Bosch-Service Schröder im Dortmunder Norden kann ich absolut empfehlen!): Einmal zum 500 km-Service, der letztlich nur wenig mehr als eine Einfahrkontrolle ist und auf den ich in der Werkstatt locker warten konnte (Kostenpunkt: Etwas über 50 €); zweimal jedoch stand der Unu länger.

Als erstes zeigte sich nach wenigen Wochen, dass das Anschlusskabel für den Akku nicht in Ordnung war – ein Kontakt hatte sich verbogen, so dass der Unu in die Werkstatt musste. Die Diagnose war offensichtlich, natürlich war das auch ein Garantiefall, aber hier machte ich das erste mal die Erfahrung, dass es nicht nur von Vorteil ist, ein etwas „exotischeres“ Fahrzeug zu fahren – auf das Ersatzteil musste die Werkstatt eine gute Woche warten, bis ich dann den Roller wieder in Betrieb nehmen konnte.

Einige Wochen später dann ein größeres Ärgernis: Der Unu fuhr einfach nicht mehr los. Der Motor ließ sich starten, alle Kontrollen waren in Ordnung, aber ich konnte Gas geben, wie ich wollte, nichts ging mehr. Nach ein paar Minuten, ich wollte den Roller schon genervt abstellen, nahm er dann doch wieder Gas an – nur um nach zwei Kilometern Fahrt endgültig den Dienst einzustellen, leider mitten auf einer Kreuzung… so konnte ich nur absteigen, mich beim lieben Gott dafür bedanken, dass keine Autos auf der Kreuzung unterwegs waren, und die Kiste freitagmittags an den Straßenrand zu schieben. Ein Telefonat mit dem Unu-Support war leider wenig hilfreich, und so konnte ich von Glück reden, dass bei meinem Bosch-Service noch jemand da war und der Roller tatsächlich noch vor Ort abgeholt werden konnte.

Als Problem stellte sich der Gasgriff heraus, der einen Wackelkontakt hatte – auch das natürlich ein Garantiefall. Jetzt aber wurde das Thema „Wartezeit“ noch deutlich akuter – Unu brauchte fast drei Wochen (!), um endlich ein Ersatzteil zu liefern, so dass mein Kleiner in seinen ersten vier Lebensmonaten schon insgesamt gute vier Wochen in der Werkstatt war. Alles nix wildes, klar, aber überaus ärgerlich, zumal der Unu-Support nicht einmal mit einer lahmen Entschuldigung reagierte, sondern… einfach gar nicht. Ein Unding!

Seitdem aber rennt der Unu zuverlässig und unproblematisch durch die Gegend, ist lautlos, sparsam, wendig, stinkt nicht, findet überall einen Parkplatz und macht viel Freude. So bleibt mein erstes Fazit nach 1.000 elektrischen Kilometern positiv und ich vermisse meinen alten Benziner kein bisschen mehr!

Eine Antwort auf „1.000 km mit dem e-Roller“

  1. Hallo Michael,
    Ich habe diesen Beitrag von dein e-Roller gelesen.
    Und könnte alles gut nachvollziehen, obwohl wir, mein Mann und ich kein e-Roller fahren sondern seit kurzem stolze e-Bike Rad.
    Mit Bosch Akku versteht sich *g*
    Das mit Ärgernissen, ist ärgerlich aber hinterher kann man drüber lachen.
    Mit ein Person Roller finde ich persönlich besser weil es heute zu Tage eine große Verantwortung ist.

    Catharina

    *Ich bin über FC stöbern hier gelandet,
    psssst Mutti von Bianca K.

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