R.I.P. Ulrich Bettermann

Ulrich und ich auf dem Marburg-Con 2018

Gestern, am 10. Februar 2020, ist Ulrich Bettermann im Alter von 55 Jahren seiner Krebserkrankung erlegen.

Uli, ebenso wie ich ein Kind der wilden 80er im SF-Fandom, und ich haben uns vor einigen Jahren angefreundet und sind schnell über den Zustand „den kenn ich irgendwie von früher“ hinausgekommen. Begonnen hat das alles mit einer Chatgruppe auf WhatsApp, in der neben uns beiden Dirk van den Boom, Martin „Kay“ Knöpper und Oliver Naujoks vertreten waren; irgendwann waren wir die „Chipmunks of Dr. Boom“, und den Begriff des Eichhörnchens haben wir alle als Ehrentitel empfunden.

Dirk, Uli, Oli, Maddin und ich bei einem Eichhörnchen-Treffen in Dortmund im Dezember 2018

In den letzten Jahren sind wir uns regelmäßig auch persönlich begegnet. Meist auf Cons – in Marburg, auf diversen SeniorenCons, bei privaten Treffen mit den anderen Eichhörnchen… und immer war es so, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen. Ulrich war einer der freundlichsten Menschen, die mir jemals begegnet sind. Offen, vielseitig interessiert, empathisch, mit einem feinen Humor. Und, wie ich vor allem nach seiner erneuten Krebsdiagnose erleben durfte, unfassbar tapfer. Und geduldig. Und ausgeglichen. Ein Mensch, im besten Wortsinn mit sich selbst im Reinen.

Dirk, Ulrich und ich 2017 anlässlich des SeniorenCons in Falkensee

Zuletzt ging alles furchtbar schnell. Donnerstags gab Ulrich uns Eichhörnchen bekannt, dass bei einer Kontrolluntersuchung unangenehme Ergebnisse herausgekommen seien. Nur einen Tag später schrieb er uns, dass es übel aussehe und wohl keine OP mehr möglich sei. Noch am Wochenende chattete ich mit ihm, plante einen gemeinsamen Besuch mit Oliver, er freute sich ein wenig – und am Sonntag meldete sich seine Frau Nadine bei uns, dass Uli nunmehr Morphium bekommen habe und das Bewusstsein wohl nicht mehr wiedererlangen würde. Gestern dann erhielten wir die Nachricht, dass sein Herz zu schlagen aufgehört hat.

In einer seiner letzten Nachrichten schrieb er: „Lebt alle gesund und munter weiter, grüßt mir das Fandom.“ – Was hiermit geschieht.

Advent, Advent…

Foto: Bild von Myriam Zilles auf Pixabay

Was tut der Mann Anfang Dezember, um in seiner gentrifizierten Alltagsumgebung noch richtig Mann sein zu dürfen, wenn es nicht die richtige Uhrzeit zum Wintergrillen ist?
Richtig, er räumt den Schnee und geht dann Brötchen holen.
Ist euch schon einmal aufgefallen, dass mindestens 110% aller Kunden in den Bäckereien an Sonn- und Feiertagen männlich sind?
Offenbar gehört der Gang zum Brötchen holen zu den letzten Refugien echter männlicher Rituale. Vor Ort ein erster Blick – außer der Bäckereifachverkäuferin ausschließlich Testosteron anwesend. Eine zweite, intensivere Erkundung – wie ist der Bestand an Milchhörnchen? Sehen die vor mir stehenden Geschlechtsgenossen so aus, als würden sie mir die letzten zwei Exemplare, die sich dort so kümmerlich an die Croissants schmiegen, streitig machen? Und wo zum Teufel sind die Kürbiskernbrötchen? Ich muss doch wohl nicht etwa anschließend noch eine andere Filiale aufsuchen?
Und – natürlich – im Regelfall kommt es doch genau so. Die Milchhörnchen werden von diesem komischen mittelalten Kerl mit dem breitkrempigen Hut (ein HUT! Welcher Mensch kommt auf die Idee, beim Gang zum Bäcker einen HUT aufzusetzen?!?) gekauft, es gibt keine Kürbiskernbrötchenreserve und man(n) muss tatsächlich noch einmal in den PS-starken Boliden steigen, um die 500 Meter zum nächsten Backfilialisten zurückzulegen.
Heute jedoch nicht, heute ist mein Glückstag. Nur vier andere Herren vor mir, der Brötchenbestand ist vollständig und umfangreich, so dass ich ein umfassendes Sortiment mit nach Hause bringen kann, wo das Weibchen, schmuck gekleidet und voller Anmut, bereits den Frühstückstisch gedeckt und den Adzventzkranzkerzenglanz (das einzige deutsche Wort, das fünf „z“ enthält!) im Wohnzimmer hergestellt hat.
Auf dem Weg durch die winterlich-westfälische Landschaft der Dortmunder Gartenstadt treffe ich überall auf andere Männer, entweder auf dem Weg zum Bäcker oder, bereits erfolgreich mit prall gefüllten Papiertüten, auf dem Rückweg. Einmal kurz aufs Gas, das Heck zuckt kurz und angemessen, mich empfängt der Duft von frischen Kaffeebohnen und Rührei, ich kann entspannen. Die maskuline Pflicht erledigt, Weib und Nachwuchs vor dem Verhungern geschützt, der winterlichen Witterung getrotzt, es ist ein guter zweiter Advent. Ein wirklich guter.

BuCon-Impressionen 2019

Nachdem mir im letzten Jahr blöderweise noch kurzfristig ein Arbeitsschutzseminar in die Quere gekommen war, war es nun endlich so weit und mein erster BuCon-Besuch ever stand vor der Tür.

Auf Anraten des unvergleichlichen Holger M. Pohl hatte ich ein Zimmer im Hotel Herrnbrod & Ständecke reserviert – eine Geschichte für sich, da verlinke ich hier sicherheitshalber einfach meine Google-Rezension 😉 – und konnte auch schon am Freitag zum Vorcon anreisen. Generell sagt man mir ja nach, dass ich nicht wegen des Programms, sondern trotz des Programms auf einen Con gehe, und so war mein Plan von Anfang an, Atmosphäre zu schnuppern.

Der Vorcon findet traditionell in der im Bürgerhaus Dreieich liegenden Gaststätte statt, also im Casa Grande. Nachdem Holger und ich schon einige Zeit vor Beginn in Dreieich waren, konnten wir vorab schon einmal u.a. mit Eva von Kalm und Axel Kruse ein wenig Eis und Kaffee genießen und dann sehr rechtzeitig zum Ort des Geschehens überwechseln, wo es auch eine halbe Stunde vor Beginn schon recht belebt war:

Vor dem Vorcon – Foto (c) Michael Gierse

Im Laufe der nächsten Zeit wuchs die Zahl der Vorcon-Besucher bis auf geschätzte 80 Personen an, so dass es reichlich drubbelig wurde. Holger und ich konnten einen guten Platz ergattern und somit reichlich fannishe Atmosphäre inhalieren – neben dem einen oder anderen sedierenden Getränk und einem wirklich leckeren Steak natürlich.

…man beachte unter anderem Dirk „Janus“ Bützer ganz rechts :-))) – Foto (c) Michael Gierse
<3 – Foto (c) Michael Gierse

Gegen 23 Uhr leerte es sich dann merklich, so dass auch wir im Konvoy mit Eva, Axel und Ralf wieder Richtung Hotel zogen.

Äh, ja. Die Freizeiterfüllung trifft es wohl. Die Festigung der Gemeinschaft klingt auch gut. Nur für das Wohl der Jugend kommt dieser Con für die meisten Anwesenden wohl etwas spät 😉 – Foto (c) Michael Gierse

Der BuCon selbst hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ein Rekordbesuch von mehr als 800 Gästen – Verleger, Autoren, Fans aus allen Genres der Phantastik – bot mehr als genug Gelegenheit, zu stöbern und ausgiebig zu quatschen.

Wie so häufig auf Cons fiel mir auch dieses Mal wieder überaus positiv auf, dass die Phantasten überaus friedliche, freundliche und aufgeschlossene Menschen sind. Ob als Erstbesucher wie in meinem Fall, als jahrzehntelanger Stammgast, ob als Fan, als VIP, als Wasauchimmer, jeder wird offen empfangen, jeder darf seine individuelle Stufe des Nerdseins ausleben, das ist wirklich wunderbar. Viele schräge Gestalten treffen aufeinander, es gibt viel zu sehen, viel zu besprechen, und wo immer man auch hinkommt, gibt es schnell Kontakt und einen Plausch. Gäbe es doch mehr solcher Orte, die Welt wäre eine friedlichere!

Arno & Gabi Behrendt, Dirk van den Boom und Norbert Seufert (in Originalgröße). – Alle Fotos (c) Michael Gierse

Trotz der Größe, trotz des Rummels habe ich den BuCon als sehr familiäres Treffen empfunden, so dass ich ganz sicher nicht das letzte Mal in Dreieich gewesen sein werde.

Irgendwann am Nachmittag dann überkam mich doch ein wenig Müdigkeit, so dass ich mich wieder Richtung Dortmund aufgemacht habe. Die Aussicht auf ein Abendspiel des BVB in Jogginghose nebst Lieblingsfrau und Lieblingskatze hatte auf einmal etwas sehr verlockendes 😉

So bleibt mir nur, ein herzliches Dankeschön an die zahlreichen Organisatoren und Helfer zu sagen, noch einmal liebe Grüße an all die Leute zu hinterlassen, die ich habe treffen dürfen (auch wenn es wie immer nicht gereicht hat, mit all denen zu reden, die ich habe treffen können – manches Hallo im Vorbeigehen hätte ich gerne noch vertieft!) und mich auf die Cons im nächsten Jahr zu freuen, die ich ins Auge gefasst habe. Fest eingeplant sind Marburg und Dreieich und natürlich der Seniorencon bei Conmama Marion in Orscholz!

1.000 km mit dem e-Roller

Am 30. August war es soweit – die ersten 1.000 Kilometer mit meinem Unu-Elektroroller waren zurückgelegt. Warum ich keinen Roller mit Verbrennungsmotor mehr fahren möchte, was mir gefallen hat (…und was nicht so sehr…), das erzähle ich euch hier:

Der Unu – mittlerweile durch ein neueres Modell ersetzt, aber unter dem Namen „Unu Classic“ noch im Programm – begleitet mich nun ziemlich genau ein halbes Jahr. Als „Dienstfahrzeug“ ersetzt er meinen alten Roller, eine Peugeot Speedfight, und da ich den Unu blind aus dem Netz bestellt hatte, war ich sehr gespannt.

Die Konfiguration erfolgte online auf der Webseite des Herstellers. Farbe, Sitzbank, Ausstattung – alles war schnell zusammengeklickt, mit 3 kW habe ich mich für die stärkste Ausführung entschieden, und trotz des schmerzhaften Aufpreises habe ich direkt einen zweiten Akku dazubestellt, der die Reichweite des vollgeladenen Rollers auf irgendetwas zwischen 80-100 Kilometern erweitert.

Nach einigen Wochen Wartezeit wurde der Unu per Spedition geliefert, und nachdem die Spiegel montiert und die Akkus frisch geladen waren, konnte es schnell an die erste Probefahrt gehen. Erster Eindruck: Uups, das Ding ist ziemlich klein. Und leicht. Mit meinen 1,94 m wirkt das Gespann Michi-Unu manchmal schon ein wenig ulkig, aber ich kann beruhigen: Ich sitze eigentlich sehr entspannt, und an die notwendigen Beinverrenkungen beim Kurvenfahren gewöhnt man sich 🙂 Viel interessanter ist das geringe Gewicht – inklusive beider Akkus wiegt das Röllerchen nicht einmal 70 kg (!), gegenüber dem (deutlich größeren) Speedfight sind das gute 60 kg weniger – oder noch deutlicher: Gerade mal knapp die Hälfte meines alten Benziners.

Das macht sich schnell bemerkbar. Beim Fahren – im Anzug erinnert der Roller wirklich an ein Auto-Scooter – und vor allem beim Rangieren, der Unu geht ordentlich ab und lässt sich spielerisch bewegen, was zum Beispiel das in-die-Garage-stellen wunderbar einfach macht. Der Roller steht ein bisschen schräg? Kein Problem, kurz am Heckträger anheben reicht.

Die Sitzbank ist… schlicht. Als Zweisitzer mag ich mir den Unu nun wirklich nicht vorstellen – gut, bei 150 kg maximaler Zuladung passt zu mir auch nur ein wirklich leichter Mensch… aber auch bei deutlich schlanker gebauten Personen kann ich mir kaum vorstellen, dass eine gemeinsame Fahrt über mehr als vielleicht einen Kilometer auch nur den Hauch von Spaß bringt. Aber da ich den Roller eh nur alleine nutze, ist das nicht mein Problem – und wenn man es beim Einsitzer belässt, ist das dann auch mit meiner Größe und meinem Gewicht kein Thema mehr. Die Nachrüstung eines mittelgroßen Topcase im Frühjahr hat dann auch allen theoretischen Gedanken daran, eine zweite Person mitzunehmen, endgültig den Garaus gemacht 😉

Wie fährt sich so ein Ding denn nun? Das ist schnell erzählt: Anders als ein Verbrenner, und das ist überwiegend positiv. Mit seinen 3.000 Watt ist das kleine Ding für die hiesigen Verhältnisse ausreichend motorisiert, der Anzug beim Start ist geradezu fulminant. Ein Dreh am Handgriff, und das Röllerchen brummt verzögerungsfrei los, keine Variomatic-Gedenksekunde, kein erst-auf-Touren-kommen-müssen, es ist wie beim Autoscooter. Bis auf etwa 30 km/h geht der Unu wirklich gut los, an einer Ampel lasse ich in der Regel sechs von zehn Autos stehen. Nach oben hin wird es etwas zäher, die Höchstgeschwindigkeit ist dank digitaler Technik tatsächlich bei Tachoanzeige 50 km/h begrenzt, und bergauf fehlt so etwas wie „Drehmoment“ – keine Frage, obenrum war die Speedfight klar überlegen. Im Stadtverkehr schwimme ich in der Regel gut mit, aber so manches mal würde ich mich sicherer fühlen, wenn ich etwa auf 55-60 km/h beschleunigen könnte, weil ich doch des öfteren von Autofahrern ein wenig bedrängt werde. Alles in allem aber macht der Kleine meistens Spaß!

Hinsichtlich der Qualität bin ich bislang ein wenig zwiegespalten. Die Verarbeitung wirkt wertig, Rahmen und Verkleidung sind absolut in Ordnung, Lenkung, Bremsen und Dämpfer sind bisher tadellos und kommen auch mit meinem Gewicht problemlos zurecht. Allerdings stand der Unu auch schon dreimal in der Werkstatt (den Bosch-Service Schröder im Dortmunder Norden kann ich absolut empfehlen!): Einmal zum 500 km-Service, der letztlich nur wenig mehr als eine Einfahrkontrolle ist und auf den ich in der Werkstatt locker warten konnte (Kostenpunkt: Etwas über 50 €); zweimal jedoch stand der Unu länger.

Als erstes zeigte sich nach wenigen Wochen, dass das Anschlusskabel für den Akku nicht in Ordnung war – ein Kontakt hatte sich verbogen, so dass der Unu in die Werkstatt musste. Die Diagnose war offensichtlich, natürlich war das auch ein Garantiefall, aber hier machte ich das erste mal die Erfahrung, dass es nicht nur von Vorteil ist, ein etwas „exotischeres“ Fahrzeug zu fahren – auf das Ersatzteil musste die Werkstatt eine gute Woche warten, bis ich dann den Roller wieder in Betrieb nehmen konnte.

Einige Wochen später dann ein größeres Ärgernis: Der Unu fuhr einfach nicht mehr los. Der Motor ließ sich starten, alle Kontrollen waren in Ordnung, aber ich konnte Gas geben, wie ich wollte, nichts ging mehr. Nach ein paar Minuten, ich wollte den Roller schon genervt abstellen, nahm er dann doch wieder Gas an – nur um nach zwei Kilometern Fahrt endgültig den Dienst einzustellen, leider mitten auf einer Kreuzung… so konnte ich nur absteigen, mich beim lieben Gott dafür bedanken, dass keine Autos auf der Kreuzung unterwegs waren, und die Kiste freitagmittags an den Straßenrand zu schieben. Ein Telefonat mit dem Unu-Support war leider wenig hilfreich, und so konnte ich von Glück reden, dass bei meinem Bosch-Service noch jemand da war und der Roller tatsächlich noch vor Ort abgeholt werden konnte.

Als Problem stellte sich der Gasgriff heraus, der einen Wackelkontakt hatte – auch das natürlich ein Garantiefall. Jetzt aber wurde das Thema „Wartezeit“ noch deutlich akuter – Unu brauchte fast drei Wochen (!), um endlich ein Ersatzteil zu liefern, so dass mein Kleiner in seinen ersten vier Lebensmonaten schon insgesamt gute vier Wochen in der Werkstatt war. Alles nix wildes, klar, aber überaus ärgerlich, zumal der Unu-Support nicht einmal mit einer lahmen Entschuldigung reagierte, sondern… einfach gar nicht. Ein Unding!

Seitdem aber rennt der Unu zuverlässig und unproblematisch durch die Gegend, ist lautlos, sparsam, wendig, stinkt nicht, findet überall einen Parkplatz und macht viel Freude. So bleibt mein erstes Fazit nach 1.000 elektrischen Kilometern positiv und ich vermisse meinen alten Benziner kein bisschen mehr!

Jeder Webseite wohnt ein Anfang inne…

Hohensyburg Dortmund. Foto (c) by Dimib, 23.06.2019

In diesem Blog werde ich in loser Folge das eine oder andere Thema aufgreifen, das mir wichtig ist. Alles, was ich hier von mir gebe, ist privat und ohne kommerzielles Interesse!